In diesem seriellen Projekt beschäftigen wir uns mit der künstlerischen Arbeit unserer Vorgänger:innen im Zeitraum von 1869 bis 1914 in den performing arts : arts de la scène : исполнительское искусство : darstellenden künsten : sztuki sceniczne : arti dello spettacolo : artes escénicas. Dabei widmen wir uns der heute mehrheitlich vergessenen Zirkus- Varieté und Kabarettpraxis und den Orten ihres Berliner Schaffens. Viele dieser Akteur:innen werden bis heute nicht als „echte“ Künstler:innen angesehen. Woher kommt diese Unterscheidung von Kunst als wertvoll oder „nur“ unterhaltend? Warum verlor eine künstlerische Sprache der Freude, des Lustvollen und der Großzügigkeit ihre Sichtbarkeit? Was erfahren wir durch die Arbeit unserer Vorgänger:innen über Kunst und Gesellschaft heute? Mit unserem Archiv entwickeln wir interaktive Gesprächsformate und raumgreifende Lecture-Performances, die das Material immer wieder neu sortieren, anfassbar machen und die Quellen für sich sprechen lassen.
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A project of the Public Institution for Comfort and Pleasure by Mirjam Hildbrand and För Künkel.
In this ongoing serial project we take a look at the artistic work of our predecessors in the period from 1869 to 1914 in the performing arts : arts de la scène : исполнительское искусство : darstellenden künste : sztuki sceniczne : arti dello spettacolo : artes escénicas. We focus on the forgotten work of circus, vaudeville and cabaret artists and their sites of creation in Berlin. Many of the performers are still not considered "real" artists. Where does this distinction of art as valuable or "merely" entertaining come from? And why did an artistic language of joy, pleasure and generosity loose its visibility? Taking look at the work of our predecessors, what can we learn about art and society today? With and through our archive, we develop interactive conversation formats and spatial lecture-performances that continually re-organise the material, make it tangible, and let the sources speak for themselves.
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In einer zweiwöchigen Residenz im Zirkuswagen führen wir Kaffee-Gespräche mit geladenen Gästen. Wir empfangen jeweils ein bis zwei Gäste zu einer kaffee mokka, café, kahve, καφές, caffè, koffie, kahvia, coffee, kafo, кофе, kawa - Séance. Wir stellen die Frage nach „Vergangenheit oder Zukunft?“ und entspinnen anhand von ausgewählten Materialien aus unserem Archiv mit den Gästen Dialoge über Zircus- und Theatergeschichte, Bühnenkunst, technische Konstruktionen, aktuelle Themen, philosophische Fragen. Während der Residenz blicken wir auch zurück auf unser bisheriges Denken und Tun. Wir sichten unsere vielzähligen und vielfältigen Materialien, tragen reife und unreife Gedanken zusammen und verschaffen uns Übersicht über unsere Arbeitsmethoden. Wir stellen Infrage und auch auf den Kopf. Dabei dreht sich alles um die Wiederkehr von Zukünftigem und Vergangenem.
Dank an: Festival Cirqu’Aarau und den Kaffeegästen Jeanine Ebnöther, Christine Daigle, UeliHirzel, Etienne Manceau, Dani Meili, Roman Müller, Kathrin Sommerauer, Claudio Stellato, Piergiorgio Milano, Florian Wenger, Christophe Payot.
In unserem Beitrag stellen wir mehrheitlich vergessene berliner Akteurinnen* vor, die mit ihrem Schaffen die Zirkus- und Varietészene der Stadt zwischen 1869 und 1913 prägten. Annoncen in Fachzeitschriften zeugen von einer hohen Präsenz von auftretenden Frauen* und ermöglichen Einblicke in ihre* Arbeiten. Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zeichnete sich durch eine, aus heutiger Perspektive bemerkenswerten Mobilität über Sprachgrenzen hinweg, zwischen verschiedenen Bühnen und auch innerhalb der Geschlechterkonventionen aus, die wir im Rahmen unseres Beitrags genauer untersuchen wollen. In einer seriellen Herangehensweise besprechen wir Streiflichtartig einzelne Biografien und beleuchten die Vielzahl der Akteurinnen*
Workshop: Arbeiten zwischen Medien und Künsten. Feministische Perspektiven auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts 07.-08. Oktober 2021, Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin und Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin
Wir halten Zwiegespräche zwischen uns und den historischen Quellen schriftlich fest. Der zweiteilige Artikel bietet zum einen Einblicke in unsere Forschungsergebnisse rund um die Zirkuspraxis in Berlin um 1900. Zum anderen reflektieren wir darin auch unsere bisherigen Arbeitsschritte und herangehensweisen, darunter insbesondere auch den Dialog als Methode des künstlerischen Forschens. gemeint sind Dialoge zwischen historischer und zeitgenössischer Praxis, zwischen verschiedenen Generationen, zwischen Artist*innen, Expert*innen und Sammler*innen, zwischen Forscherinnen und historischen Quellen und auch Dialoge zwischen uns. Im Dialog nehmen Ideen und Gedanken Form an, die wir jeweils alleine nicht hätten erfassen können, Ideen und Gedanken, die aus dem Dazwischen entstehen.
w/k - Zwischen Wissenschaft & Kunst (Online Journal mit Peer Review)
Teil 1
Teil 2
Die Aufführungspraxis des Zirkus am Anfang des 20. Jahrhunderts war prägend für die historischen Avantgarden. Im ersten Teil des Vortrags untersucht För Künkel am Beispiel der Berliner Zirkusgebäude das wechselseitige Verhältnis von Architektur, Bühnentechnik und Aufführungspraxis. Dabei werden auch die engen Verbindungen zwischen den Zirkusgesellschaften und den verschiedenen Fachunternehmen sowie Erfinder*innen der Stadt vorgestellt. Im zweiten Teil gibt Mirjam Hildbrand anhand eines Inszenierungsbeispiels Einblicke in die aufwändige Aufführungspraxis der Zirkusse, die sich durch narrative, übergreifende Dramaturgien und durch das Experimentieren mit neuen Technologien auszeichnete. Im Rahmen des Symposiums beleuchteten die beiden Vorträge die äusserst erfolgreiche, aber heute fast gänzlich unbekannte künstlerische Praxis der Zirkusse um 1900, die den historischen Avantgarden und Theaterreformer:innen um 1900 als Inspirationsquelle diente.
Symposium: Zirkus und die Avantgarden: Multimediale Technologien und populäre Körpermaschinen
05.-06. märz 2020 freie universität berlinEXC 2020 Temporal Communities
In einer einwöchigen Residenz nähern wir uns gemeinsam mit Camille Paycha, Christoph Schiele und Andrea Salustri, drei zeitgenössischen Zirkusschaffenden, der künstlerischen Praxis unserer Vorgänger:innen an. Im Proberaum treten wir in einen Dialog mit dem Material aus unserem mobilen Archiv. Wir begreifen dabei auch unsere Körper als Archive und stellen uns die Fragen: Wie können wir performativ mit historischen Quellen und überlieferten Geschichten arbeiten? Wie können wir künstlerisch mit körperbasiertem Wissen umgehen? Auf der Basis von Übungen, Trainingsroutinen und Techniken experimentierten wir während einer Woche im Proberaum. Abschliessend präsentierten wir unsere Ergebnisse im Katapult Berlin vor Publikum.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
In der Lecture Performance entnehmen wir dem mobilen Archiv nach und nach Baupläne, Textbücher, Inszenierungskonzepte, Polizeiakten, Zirkusprogramme, Zeichnungen, Fotografien, Kopien und Bücher, tragen ausgewählte Passagen daraus vor und legen die Materialien dann auf den Tischen im Raum aus. Während sich das Archiv leert, füllt sich der Raum mit den Materialien, die historischen Dokumente werden hör- und sichtbar. Wir lassen ausschliesslich Quellen sprechen (und fügen keine interpretierenden Formulierungen hinzu), um so auch den Leerstellen und Ungewissheiten Raum zu geben. Bei der Arbeit mit dem mobilen Archiv verbrachten wir viel Zeit mit dem (Um-)Ordnen der Materialien. Je nach Ordnungsprinzip entstanden unterschiedliche Erzählungen und Dramaturgien. Das Sammeln und Ordnen wurde für uns eine wichtige Methode des künstlerischen Forschens.
Dauer: 30 Minuten
Die Performance wurde im Rahmen des 14. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft Theater und Technik - Das Theater unter dem Vorzeichen seiner technologischen Bedingung aufgeführt.
08.-11. November 2018, Heinrich Heine Universität Düsseldorf
Besprechung der Lecture Performance in „Theater als technologisches Ensemble“ von Antje Grajetzky, in: Bühnentechnische Rundschau, BTR Ausgabe 6, 2018, S. 84-86.
In den europäischen und russischen Metropolen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts existierten lebendige Zirkusszenen, deren Produktionen beliebt waren und die Kulturlandschaften prägten. In einer umfassenden Recherche beschäftigen wir uns mit der vergessenen und wenig erforschten zirzensischen Aufführungspraxis in Berlin. Auf der Suche nach Spuren sichten wir in Berliner Archiven und Bibliotheken Firmenkataloge, Fotografien, Baupläne, Zeitungsberichte und Akten der Berliner Theaterpolizei. Um uns physisch der historischen Situation anzunähern, begeben wir uns auf Stadterkundungen zu den heute nicht mehr sichtbaren Wirkstätten der Zirkuskünstler:innen. Die gefundenen Spuren versammeln wir in unserem eigenen Archiv.
Gefördert durch das Arbeits und Recherchestipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin und vom Feldspesenfonds der Philosphisch-historischen Fakultät der Universität Bern